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Die Rente ist durch

von Thomas

(am.) Es reichte nur für ein paar Minuten. Wer Klaus Merz kennt der weiß, dass es für ihn schlimm ist, wenn er ein Handballspiel seines Teams von der Auswechselbank verfolgen muss. In seinem letzten Match als aktiver Handballspieler verhinderte eine Entzündung im Ellenbogen eine längere Einsatzzeit.

Auf die beiden vergangen Spiele hatte er schon verzichtet, damit es in seinem letzten Auftritt wenigstens zu einem Kurzeinsatz reichen sollte. Mit 60 Jahren zieht das „Handballdenkmal“ vom TV Gescher einen Schlussstrich unter seine Laufbahn und hängt die Stiefel an den Nagel. „Hoffentlich kann er überhaupt spielen!“, schmunzelte Ehefrau Martha Merz vor dem Spiel, „sonst hängt er womöglich noch ein Jahr dran!“ Dabei blieb Klaus Merz in seiner 50 jährigen aktiven Zeit weitgehend von Verletzungen verschont. Mit 10 Jahren begann er beim VfL Dorsten seine Karriere als Handballer, 10 Jahre später wechselte er zum Landesligisten VfL Gladbeck. Neben dem Hallenhandball spielte 1973 aber auch noch Feldhandball eine große Rolle. Mit 27 Jahren ging er dann für zwei Spielzeiten zum TV Gescher. Umzugsbedingt hatte es ihn in die Glockenstadt verschlagen. „Aber für die Kreisliga fühlte ich mich damals noch zu jung“, lacht der Routinier und wechselte wieder die Farben. Noch einmal spielte er in der Landesliga und erlebte beim TV Borken eine sportlich erfolgreiche Zeit. 1988 kam er dann zurück zum TV Gescher. „Viele Verletzungen hatte ich wirklich nicht, aber kaum war ich wieder in Gescher, habe ich mir die Hand bei einem Spiel in Neuenkirchen gebrochen. Ausgerechnet mit meinem Mitspieler Rolf Oenning bin ich da zusammengeprallt“, schüttelt Klaus Merz den Kopf. Über sechs Jahre spielte er in der ersten Mannschaft, davon zwei Jahre als Spielertrainer. Mit 41 Jahren ließ er es dann ruhiger angehen und wechselte ins zweite Herrenteam. Doch auch die Reserve führte er innerhalb von zwei Jahren in die Kreisliga. Und wenn „Not am Mann“ war, sprang er natürlich auch in der ersten Mannschaft ein. Die Not war groß im April 1998, als die erste Mannschaft in der Bezirksliga gegen den Abstieg kämpfte. Der damalige Trainer Jochen Inkmann verstärkte seinen Kader im letzten Spiel der Saison mit Klaus Merz. Einen Punkt brauchten die Glockenstädter damals noch gegen Kinderhaus, um den Klassenerhalt zu schaffen. Und wer sonst, als Klaus Merz netzte Sekunden vor dem Spielende zum Punktgewinn ein. Damals kannte der Jubel in Gescher keine Grenzen. Mit 45 Jahren den TV Gescher in der Bezirksliga gehalten – nicht schlecht! 15 Jahre später war der Jubel wieder groß. Knapp 100 Zuschauer, darunter auch ehemalige Spieler aus Gladbeck und Borken, jubelten, als Klaus Merz in seinem letzten Spiel zum ersten Strafwurf antrat und den Ball sicher versenkte. Das war das 8:3 gegen den SuS Stadtlohn II und ein beruhigender Vorsprung.

„Beim 10:4 dachte ich, wir schießen die Stadtlohner aus der Halle“, erzählt Andreas Möllers, „so motiviert waren wir vor der großen Zuschauerkulisse. Doch so einfach waren die Gäste auch nicht zu knacken. Einen 13:10 Vorsprung nahmen die Glockenstädter noch mit in die Halbzeit. Dann lief erst einmal gar nichts mehr. Fünf Gegentore in Folge, Stadtlohn führte plötzlich mit 15:13 und baute den Vorsprung sogar noch auf 21:16 aus. Auch Klaus Merz patzte in dieser Phase bei einem Strafwurf, kam zur Auswechselbank zurück und kommentierte seinen Fehlwurf: „Jetzt muss ich doch mal Ernst machen!“ Und das machte er nur wenige Augenblicke später, als er wieder vom Punkt traf. „Geht es hier eigentlich noch um was?“, fragte Helmut Rensinghoff, selbst Jahre lang aktiver Handballer beim TV. „Klar!“, grinste Andreas Möllers und spielte auf die Rivalität der Städtenachbarn an, „wie immer – nicht gegen Stadtlohn verlieren!“ Helmut Rensinghoff lacht, „das war früher schon so, aber da ging es härter zur Sache gegen Stadtlohn.“ Dieses Mal ging es sehr fair zu. Schiedsrichter Ewald Pferdekamp aus Nordwalde, der es sich nicht nehmen ließ die letzte Partie von Klaus Merz zu pfeifen, kam sogar ohne gelbe Karte aus. Fünf Tore Rückstand, in der Halle wurde es ruhiger, das sah nicht gut aus für das Abschiedsspiel. Die TV-Handballer gaben dann noch einmal Gas und holten Tor für Tor auf, die Stimmung wurde prompt besser und mit sieben Treffern in Folge wechselte die Führung erneut. Michael Sommer und Thomas Weghake im Mittelblock der Abwehr arbeiteten gegen die Angreifer, dass er nur so eine Freude war. Die Halle stand vollends Kopf, als Klaus Merz drei Minutenvor dem Ende letztmalig ins Spielgeschehen eingriff. Die Zuschauer trugen das Team ins Ziel und feierten mit der Mannschaft einen 27:25 Erfolg. Im letzten Saisonspiel setzte der TV folgende Spieler ein: Michael Bücken und Dietmar Maßmann im Tor, Andreas Möllers, Udo Klümper (je 5 Tore), Michael Sommer, Thomas Weghake (je 4), Georg Beeke (3), Andreas Froning, Klaus Merz, Stephan Gebken (je 2), Thomas Roring , Christian Rudde, Manfred Kloster, Dirk Saalmann und Fabian Voigt.

Trotz seines biblischen Handballalters und zwei verpassten Spielen war Klaus Merz mit 120 Saisontreffern wieder der beste TV Schütze der Spielzeit. Auch in der Abwehr war er immer eine Bank und so wird er eine große Lücke beim TV hinterlassen. Der Jubilar selber war baff, was seine Teamkollegen auf die Beine gestellt hatten. Die Spielerfrauen hatten gebacken, was das Zeug hielt und eine Cafeteria aufgebaut. Viele Weggefährten von Klaus Merz wurden angesprochen und eingeladen und so war die Halle mit Ex-Handballern vom TV Gescher, Borken und Gladbeck gut gefüllt. Presseberichte von Klaus Merz aus seiner 25 jährigen Gescheraner Zeit waren an die Hallenwand geheftet und eine Diashow mit Handballbildern rund um den TV Gescher erinnerte die Zuschauer an alte Zeiten. Und wie geht es jetzt weiter? „Sommerpause gab es ja schon immer, bis September ändert sich ja nichts“, lacht Klaus Merz. „Ja und dann kann ich meine Wochenenden anders gestalten, dann dreht sich nicht mehr so viel um das Saisonheft. Aber ab und zu komme ich bestimmt in die Halle und schaue mir ein paar Spiele an.“

 

 

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